Kater Muschi

Wie wir zu unserem süßen, kleinen Kater gekommen sind.

Diesmal spricht eine Freundin von mir den Text – Sylvia Pompecki.

Viel Spaß beim Zuhören und schreibt mir mal, wie Euch meine Geschichten gefallen.

Eure Dörte

Das Telefon klingelt. Ines ist dran: „Du, bei Bestatter Krause ist noch ein kleiner schwarzer Kater übrig geblieben – schau dir den doch mal an!“

In meinem Bauch fängt es ganz plötzlich an zu kribbeln! Ein kleiner schwarzer Kater! Das ist ganz genau das, was ich mir für unsere kleine Familie noch gewünscht habe. Ein kleiner schwarzer Kater zum Kuscheln, lieb haben – aber auch frech und pfiffig genug, um mit unserer kleinen Tochter Maike zurechtzukommen.

Lange haben wir in unserer Familie diskutiert. Maike möchte mit ihren vier Jahren unbedingt ein eigenes Haustier – klar! „Alle haben Tiere, nur wir nicht. Ich möchte auch einen kleinen Hund, eine kleine Katze, ein Kaninchen, ein Meerschweinchen.“ Und so weiter – und so weiter. Immer wenn wir von Freunden mit eigenen Haustieren nach Hause kommen, reden wir erst einmal nur noch über die Tiere.

Ich möchte auch gerne eine kleine Katze. Der Gedanke, dass sich abends nach einem langen Tag so ein kleines Fellbündel beruhigend an mich schmiegt und schnurrt, lässt mich nicht mehr los.

Also rede ich mit meinem Mann Jürgen, krame alle möglichen Argumente hervor und lege los: Ob es nicht ganz toll wäre, wenn Maike Verantwortung für ein kleines Tier übernehmen könnte; sie könnte Rücksicht und Respekt vor anderen Lebewesen üben, Geduld und Ausdauer lernen – und für uns Eltern wäre es doch auch superschön, ein Haustier zu haben … Schließlich wäre so ein Tier doch auch für die ganze Familie Beschützer, Freund und Tröster!

Jürgen überlegt und grübelt und sinniert – und bei einem gemeinsamen Abendessen mit Maike gibt er uns einige Denksportaufgaben auf:

„Wer kümmert sich um das Tier, wenn wir im Urlaub sind?“

„Wer hegt und pflegt überhaupt jeden Tag das Tier?“

„Mal kurz wegfahren und die Tür abschließen, geht dann auch nicht mehr!“

„Was kommt da an Kosten auf uns zu?“

„Und wie sieht es mit zerkratzten Möbeln, zerfetzten Teppichen und zerbissenem Spielzeug aus?“

Maike und ich schauen uns an. Das sind alles Dinge, über die wir uns bis jetzt noch keine richtigen Gedanken gemacht haben. Wir kommen an diesem Abend gemeinsam zu dem Schluss, dass ein Haustier für uns im Moment auf gar keinen Fall in Frage kommt!
Einige Tage später beobachte ich Jürgen, wie er den Nachbarskater Mio liebevoll streichelt und murmelnd zu dem Tier sagt: „Wenn ich eine eigene Katze hätte – die würde ich verwöhnen!“

Ich höre es, spüre ein Signal, lasse bei einer Nachmittagskaffeerunde so ganz nebenbei einen Satz fallen, ob jemand von einem kleinen Kätzchen weiß, das noch ein neues zu Hause sucht – und dann kam halt gleich am nächsten Tag der Anruf von Ines.
Sie würde sich auch um das Tier kümmern, wenn wir mal nicht im Haus sind, und so ein kleiner Kater wäre sowieso super pflegeleicht und für die ganze Familie eine große Bereicherung!

Gesagt, getan! Ich setze mich telefonisch kurz mit Frau Krause in Verbindung und schon am frühen Nachmittag sollen wir uns den kleinen Mann anschauen.

Jürgen schicke ich eine kurze Nachricht ins Büro, dass wir uns am Nachmittag einen kleinen Kater anschauen. Meine Idee war, dass er sich so langsam an den Gedanken gewöhnen kann, dass wir eventuell einen Neuzugang in der Familie haben.

Maike und ich setzen uns nach dem Kindergarten sofort in das Auto und fahren aufgeregt und laut plappernd die kurze Strecke in den Nachbarort. Bei Bestatter Krause angekommen, fallen uns schon auf der Auffahrt die beiden Katzen auf. Die große Mutterkatze, ein sehr gepflegtes, wunderschönes, durch und durch seidig-graues Tier – und der kleine verspielte schwarz glänzende Kater, der gerade einem Blatt hinterherjagt und mit den kleinen Pfoten versucht, das vom Wind verwehte Blatt zu fassen.

Maike und ich verlieben uns sofort in den kleinen schwarzen Kater und beschließen, ihn mit zu uns nach Hause zu nehmen. Vorher müssen wir aber noch ganz schnell all die Dinge besorgen, die ein Kater im Haus benötigt.

In der Tierbedarfshandlung rasen wir mit hochroten Köpfen durch die Gänge:

Katzenklo? Ja, aber welches? Geschlossen oder offen? Keine Ahnung!

Katzenstreu? Hmm, das sind fast alles 20 Kilo Säcke – ich nehme erst mal einen kleinen Probesack mit!

Futter? Trocken oder nass? Ich denke, Trockenfutter ist ok, das hat er bei seiner Vorbesitzerin auch bekommen.

Transportkorb? Tja, wie oft braucht man den denn? Das lassen wir erst mal.

Spielzeug für den Kater? Jaaaaa, klar! Maike sucht mit Eifer kleine Fellmäuse, Spielbälle und als Krönung der Sammlung eine Angel, an der am Ende ein Plüschball hängt.

Schwer bepackt und um einige Euro erleichtert fahren wir zurück zu Frau Krause, um unseren Kater abzuholen.

Dort angekommen vermisse ich auch sofort den Transportkorb! Wie sollen wir den kleinen Kater jetzt nach Hause bekommen?

Frau Krause besorgt einen Pappkarton, legt den Kater hinein, alle rein ins Auto und ab geht die Fahrt nach Hause.

Kaum sind wir die ersten Meter gefahren, fange ich auch schon an zu grübeln. War die Entscheidung für ein Haustier richtig? Was wird Jürgen sagen? Wird der Kater zu uns passen und sich gut einleben? Und wenn ja – so ein Tier kann 18 Jahre alt werden! In Gedanken sehe ich meine Vorhänge in Fetzen hängen, zernagte Tischbeine und angefressene Teppiche, Tapeten mit Kratzspuren. Womöglich ist er noch nicht stubenrein?? Mir wird ganz schwummrig und die Gedanken kreisen in meinem Kopf – als passend dazu der Kater in seinem Karton anfängt zu jaulen und lautstark versucht aus seinem Karton auszubrechen. Zeitgleich fängt Maike herzzerreißend an zu weinen.

Mir steht der Schweiß auf der Stirn, ich zwinge mich zur Ruhe und frage Maike, warum sie so sehr weint, denn jetzt wäre doch ihr größter Wunsch in Erfüllung gegangen. Außerdem sei es normal, dass der Kater in seinem Karton jault, weil Katzen eben nicht gerne Autofahren.

Maike möchte sofort den Kater zu Frau Krause zurückbringen. Sie meint, dass die Katzenmutter ihr Kind bestimmt sehr vermisst.
Himmel! Ich erkläre ihr, dass der Kater schon 4 Monate alt und somit reif genug ist, um die Mutter zu verlassen. Frau Krause hatte mir außerdem erzählt, dass die Katzenmutter schon länger eher reserviert auf die immer wilder werdenden Spielereien des Kleinen reagiert hatte.

Als wir endlich völlig aufgelöst zu Hause ankommen, alle Sachen ausgepackt sind und das Katzenklo startklar ist, frage ich Maike, wie der Kater denn nun heißen soll.

„Muschi soll er heißen, MUSCHI!“

„Aber das ist doch kein Name für einen Kater“, versuche ich gerade einzuwenden, als mir siedendheiß einfällt, dass der Kater meiner Freundin Ines von der Tochter nur `Uschi` gerufen wird!

Ich frage Maikes großen Bruder Christoph, was er wohl von so einem Namen hält. Er schaut den Kleinen an, schmunzelt und sagt: „Muschi … Cooler Name für einen Kater!“

Damit war es besiegelt – Muschi gehört ab sofort zu uns.

Jürgen‘s anfängliche Skepsis unserem Neuzugang gegenüber, hatte sich innerhalb von 24 Stunden total erledigt. Muschi ist ihm einfach nicht mehr von der Seite gewichen – er hat sich bei ihm eingeschmeichelt, die beiden sind ein Herz und eine Seele.

Muschi ist jetzt sechs Wochen bei uns – und meine ganzen Horrorszenarien haben sich nicht bewahrheitet. Das Katzenklo benutzt er von Anfang an wie ein Großer; unsere Vorhänge, Teppiche und Tapeten hat er überhaupt nicht angerührt. Muschi ist sehr verschmust und selbst Maikes manchmal etwas ruppige Umgangsweise mit ihm, erträgt er gelassen – um sich dann gleich wieder zum Kuscheln zu ihr zu legen.

Unser Nachbar Enno hatte uns geraten, den Kater mindestens zwei Wochen nur im Haus zu lassen:“Denn Hunde binden sich an den Menschen – Katzen binden sich an das Haus!“Wir haben uns streng an diesen Rat gehalten. Inzwischen ist Muschi viel im Garten, spielt mit Kater Mio von nebenan und erkundet seine neue Welt.

Da raschelt ein Blatt? Dort bewegt sich ein Grashalm? Wie hoch kann man auf einen Baum klettern? Ein Krabbelinsekt! HUI, eine Windböe – schnell wieder hinein ins Haus! Und ich bin ganz fest davon überzeugt – auch schnell wieder hinein zu seinen neuen Menschen!