Ich mach‘ Dir Mut

Heute ist Lilly’s erster Tag im Kindergarten … und Mama’s erster Tag, an dem sie für ein paar Stunden ohne Lilly ist.

Viel Spaß beim Zuhören.

Lilly reckt und streckt sich in ihren Kissen. Ihre Mama hat sie gerade geweckt.

Heute ist der erste Tag im Kindergarten ‚Birkennest‘. Sie springt ganz schnell aus ihrem Bett, weil sie schon ganz aufgeregt ist.

Beim Waschen und Ankleiden lässt Lilly sich noch immer ganz gerne von ihrer Mama helfen.

„Du kannst das ja eigentlich schon ganz alleine“, schmunzelt Mama. „Im Kindergarten haben die Erzieherinnen gar nicht soviel Zeit, um jedes einzelne Kind anzuziehen. Da musst du das schon alleine machen.“

Am Frühstückstisch will Lilly gerade in ihr Brötchen beißen, als sie im Bauch ein komisches Gefühl bemerkt. Sie hat keinen Hunger mehr und ist ganz unglücklich.

„Mami, mein Bauch fühlt sich so komisch an!“, klagt Lilly. Die Mama fühlt den Bauch und fragt Lilly, ob sie Schmerzen hat. Aber sie hat kein Bauchweh – nur so ein Gefühl.

„So wie brummeln, hummeln, murmeln oder so.“

„Hhm“, lacht die Mama da. „Ich glaube, ich weiß, was Dir fehlt. Das nennt man Lampenfieber. Du bist aufgeregt, weil heute Dein erster Tag im Kindergarten ist.“

Mama legt beide Arme um Lilly, zieht sie dicht an sich heran, drückt sie ganz sanft und sagt mit leiser Stimme: „Ich mach` Dir Mut.“

Mama drückt noch etwas fester.

„Spürst Du schon was? Meine Kraft macht Dich stark und mutig. Du musst keine Angst haben – alles wird gut.“

Und während Mama Lilly zärtlich in den Armen hält und sie vorsichtig an sich drückt, spürt Lilly wie aus dem komischen Gefühl im Bauch ein ganz schönes, warmes Gefühl wird.

Sie fühlt sich auf einmal bärenstark und sehr erleichtert.

‚Mami hat recht‘, denkt sie, ‚sie hat mich mutig gemacht‘.

Fröhlich machen sie sich auf den Weg in den Kindergarten .

Da ist ein Trubel. Die vielen Kinder, die Eltern und Erzieherinnen.

So viele neue Gesichter. Aber da entdeckt Lilly schon ihre beste Freundin Melissa. Sie hat heute auch ihren ersten Tag im Kindergarten ‚Birkennest‘.

Lilly lässt die Hand ihrer Mutter los, stürmt auf Melissa zu und Hand in Hand erkunden die beiden Mädchen den Spielplatz, die bunt bemalten Gruppenzimmer, die kleinen Waschräume und die vielen Spielsachen.

Lilly ist ganz begeistert von den neuen Eindrücken.

Da spürt sie auf einmal die Hand ihrer Mutter auf der Schulter.

Mama hat Lilly noch nie alleine gelassen, und ihre Stimme zittert ein wenig.

„Lilly Schatz, ich muss jetzt los. Viel Spaß und bis später. Ich hole Dich heute Mittag ganz pünktlich wieder ab. Ich hab dich lieb!“

Mama schaut Lilly an – und Lilly schaut ihre Mama an.

Die Augen von Mama glänzen ein bisschen.

Da schlingt Lilly die Ärmchen ganz fest um den Hals der Mutter und flüstert in ihr Ohr: „Ich hab Dich auch lieb, Mami.“
Die Mutter merkt, wie Lilly sich noch dichter an sie schmiegt.

„Ich mach` Dir Mut. Spürst du schon was?“, sagt Lilly und drückt mit ihren kleinen Armen noch einmal zu – so fest wie sie kann.

Dann lacht sie laut, dreht sich vergnügt um und läuft zu Melissa und ihren neuen Freunden hinüber in einen aufregenden Tag.